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Schamanismus, die älteste Heilkunst der Welt 2021

Eine kurze Zusammenfassung

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Die Welt der Geistwesen,
mit denen man während des Reisens in Kontakt kommt,
ist nichts Anderes
als die Landschaft des kollektiven Unbewussten.

Jeannette M. Gagan,Psychologin und Psychotherapeutin 

 

 

In der Freud’schen Tradition würde man die Geistwesen als Projektionen bezeichnen.

In der schamanischen Tradition aber man fragt von vornherein "Wer?" und denkt dabei an Vorfahren oder Dämonen, die den Patienten belasten oder belästigen. Und man denkt an erlöste Ahnen oder gute Mächte wie Engel, die einen beschützen. Die Schamanin sucht in der schamanischen Reise in die Anderswelt (so nennt man den Trancezustand der SchamanInnen) die guten Geister auf und von ihnen geführt macht sie sich daran, die Dämonen des Patienten zu bekämpfen, zu besänftigen, im Zaum zu halten oder zu verwandeln. 
 
„Projizieren“ bedeutet „nach vorne werfen“. Ich kann aber nur werfen, was ich bei mir habe. Von da her ist es unerheblich, ob diese Ressourcen intrapsychisch oder als Entitäten außerhalb von mir erlebt werden. Offensichtlich handelt es sich um verschiedene Ausdrucksformen für das Gleiche, wie man denselben Inhalt in verschiedenen Sprachen ausdrücken kann. Da ich sowohl psychotherapeutisch wie schamanisch arbeite und keinen Unterschied in der Wirkung feststelle, ob ich mich bei einem schamanischen Heilritual von meinen Geistführern oder bei einer psychotherapeutischen Sitzung von meiner Intuition leiten lasse, bestärkt mich bei dieser Hypothese.
 
Wenn man etwa die schamanische „Seelenrückholung“ mit der gestalttherapeutischen „Reintegration abgespaltener Persönlichkeitsanteile“ vergleicht, entdeckt man, dass sie sich lediglich in der äußeren Form des Vorgehens unterscheiden.
 
Das Ziel schamanischer Heilbehandlung ist primär, dass die Patienten wieder in Einklang mit der übrigen Natur und der menschlichen Gemeinschaft sowie mit den übernatürlichen Kräften kommen. Sind sie wieder eingeordnet in die vorgegebene göttliche Ordnung, werden sie als heil angesehen, selbst wenn sich bei den Symptomen nicht so viel bewegt haben sollte, was aber eh selten der Fall ist.
 
 
Grundannahmen in der schamanischen Tradition:
 
Erste Grundannahme:
Außer der sichtbaren gibt es noch andere Welten
Das ist auch wesentlicher Bestandteil aller später entstandenen Religionen, dass es außer der mit Sinnen wahrnehmbaren und Instrumenten messbaren Welt noch andere Welten gibt: Natur und Übernatur, Diesseits und Jenseits, Immanenz und Transzendenz. Wer religiös sozialisiert wurde, dem ist das nicht fremd. 
Für die neopositivistischen Ideologen unter den Naturwissenschaftern befremdlicher ist die

Zweite Grundannahme:
Alles ist Teil eines Ganzen
Alles ist ein Teil von mir, ich bin ein Teil von allem – eine Erfahrung, die jede/r kennt, der gewohnt ist zu meditieren: die Alleinheitserfahrung: ohne Raum und Zeit und Individualität.
 
Einen Hinweis aus unserer westlichen Forschung bietet Darwin’s Evolutionstheorie, die besagt, dass alles Existierende sich aus der Urmaterie entwickelt hat, wodurch es nichts gibt, was mit uns nicht verwandt wäre.
Noch schwerer verdaulich ist für manche die


Dritte Grundannahme:
Alles Existierende ist beseelt 
Natürlich hat ein Tisch keine menschliche Seele, aber auch er ist aus schamanischer Sicht in einer bestimmten Weise lebendig.
 
Interessanter Hinweis aus der westlichen Forschung: alles, nicht nur Menschen bestehen aus Atomen, Gebilde, die leer, aber voller Energie und Bewegung sind.
 
Geht man von diesen schamanischen Grundannahmen aus, ist es naheliegend, dass man diese Verbindung von allem zu allem auch für Kommunikation und Kontaktaufnahme nützen kann z.B. für eine Heilbehandlung: 
 
Ich gehe also bei einer schamanischen Sitzung in Trance: Dann sehe ich wie in einem Traumbild (meist in allegorischer Form), was mit dem Patienten los ist und kann das, in das Bild eingreifend, oft in Ordnung bringen. Die am wenigsten anstrengende Krankenbehandlung: ich muss mir keine Gedanken machen, sondern kriege Diagnose und Therapieform von meinen Geistführern geliefert. Ich muss nur ihren Anweisungen folgen und sie durchführen.
 
Diese Vorgangsweise ist in der westlichen Therapie nicht üblich: hier geht z.B. in der klassischen Hypnose immer nur der Patient in Trance. Allerdings gibt es auch in den im Westen anerkannten Therapierichtungen vergleichbare Erfahrungen: Der Freud-Schüler C.G. Jung z.B. begegnete in der außergewöhnlichen Wirklichkeit seinem Geistführer, der sich »Philemon« nannte und ihm entscheidende Erkenntnisse vermittelte. Und er betont: 
 
»Wir sind dermaßen in unser subjektives Bewusstsein verwickelt und verstrickt, dass wir einfach die uralte Tatsache vergessen haben, dass Gott hauptsächlich durch Träume und Visionen spricht.«
Jung vertrat die These, dass er hierbei aus dem „Kollektiven Unbewussten“ schöpfe.
 
Hinweis aus unserer westlichen Forschung: Obwohl die Quantentheorie nach Carl Friedrich von Weizsäcker den Dualismus des Philosophen, Mathematikers und Naturwissenschafters René Descartes (†1650) längst bestreitet, denken wir heute allenthalben noch dualistisch. Descartes hatte unterschieden zwischen
der „res extensa“ (der ausgedehnten Sache – der Materie) und
der „res cogitans“ (der denkenden Sache – dem Geist).
Weizsäcker 1992 in einem Vortrag mit dem Titel „Die Philosophie eines Physikers“: „Materie ist Information“.
 
Würde ich nicht laufend gravierende Wirkungen schamanischer Behandlungen erleben (in der Effizienz vergleichbar mit medizinischer und psychotherapeutischer Heilarbeit), würde ich als wissenschaftlich Ausgebildeter das alles für Phantasien halten. Der methodische Zweifel hat unsere westliche Wissenschaft erheblich vorangebracht. Wenn man aber Fakten leugnet, ist man nicht mehr ein Skeptiker, sondern ein Ignorant.
 
Résumé
In unserer Kultur werden diese riesigen Ressourcen, ob man sie jetzt intrapsychisch oder schamanisch beschreibt, viel zu wenig genützt. Unsere Welt würde anders ausschauen, wenn wir uns nicht nur von unserem Verstand sondern auch von unserer inneren Weisheit resp. von den guten Geistern leiten ließen. Es geht nicht um ein Entweder-oder, sondern um ein respektvolles Sowohl-als-auch. 
 

Die Seele des Menschen
kann nur geheilt werden,
indem er sich den Verbindungen mit den sichtbaren Welten der Natur und der Gemeinschaft zuwendet
wie auch den Verbindungen mit den unsichtbaren Kräften der Ahnen und der verbündeten Geister.

Malidoma Patrice Somé, Brückenbauer zwischen afrikanischer und westlicher Kultur

 

Vortrag im Rahmen des 3. IDEE-Symposions „Miteinander“ für Ärzte - Psychotherapeuten - Energetiker 
in Wien, September 2021